Heute schreibe ich von meinem schönen Wohnzimmertisch aus. Manchmal werde ich gefragt, wie ich denn so auf meine Texte komme. Mit Erstaunen nehme ich diese Frage auf, denn es ist seltsam, sich gewahr zu werden, dass dieser Blog wirklich Menschen in nah und fern erreicht und dann – oh Schreck – auch noch gelesen werden kann! Sollte ich immer im Bewusstsein haben, an wen diese wöchentliche Email geht, würde ich wahrscheinlich so lange an den Texten feilen wollen, bis sie meinem und dem geglaubtem Anspruch einer Leserschaft genügen. Es entstehen diese Textchen also im Grunde unter Ausblendung der Weite sowie einer möglichen kritischen Bewertung der Empfängerschaft, um sich überhaupt als lockere Momentaufnahme durch meine Feder äussern zu können. Und so wie ich die Welt um mich herum wahrnehme und zeigen möchte, gelingt es mir eigentlich leicht, ein Thema zu finden.
Nur nicht heute: Ich schaue auf das leere Dokument auf dem Bildschirm und um mich herum, wieder zurück… und errieche und erblicke: Bananen! … Bananen?
Sind sie nicht neben Äpfeln der Deutschen Lieblingsobst? Und sind wir auf den Kanaren nicht die Bananenhersteller Nummer eins in Europa? Nun, da sehe ich bereits eine Brücke (und ich liebe Brücken!).
Ich erinnere mich vage an die vielen Zahlen und Geschichten auf den Schautafeln des schön gelegenen, aber didaktisch altbackenem Bananen-Museums in La Palma, das wir mit den Kindern vor einigen Jahren auf einem Urlaub aufsuchten («Gibt es hier nicht einmal eine Banane zum Essen, Mama?»). Soviel ist klar: Die (sub-)tropische Frucht wird seit über 500 Jahren auf den westlichen kanarischen Inseln angebaut und gelangte dorthin über Seefahrer aus Westafrika, wo die südasiatische Frucht bereits über Madagaskar eingeführt worden war. Neben Zuckerrohr war die Banane mit das wichtigste Exportgut der kanarischen Inseln. Doch leider schafft es die kanarische Banane inzwischen kaum noch in andere europäische Länder ausser nach Spanien selbst. Über 90 Prozent der in Deutschland konsumierten Bananen stammen aus Südamerika und Afrika. Diese Bananensorten sind grösser und wahrscheinlich auch günstiger. Rein geschmacklich übertrifft eine grün geerntete, mehlige mittelamerikanische Banane unsere kanarische Bananen aber nicht annähernd!
Und besonders verrückt scheint es doch vor diesem Hintergrund zu sein, dass es hier immer wieder, und jetzt auch kürzlich, zu «Picas» kommt, tonnenweiser Vernichtung von Bananen auf den Kanaren, um ihren Preis zu stabilisieren. Ausdruck grosser Missstände.
Ach… und da ich gar nicht politisch werden möchte, ziehe ich gedanklich weiter, um dann doch auf ein Politikum zu stossen. War da nicht etwas mit der Banane und dem Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober?
Mikaela Nowak